3 juillet 2024, 19:00 Uhr | Sieh Dir die Menschen an! | Museum Gunzenhauser

Conférence : Menschen_Messen des Kolonialismus

Hans Grundig, Bildnis Gerda Laube, 1925, Kunstsammlungen Chemnitz, Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/Jürgen Seidel © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Vermessung_Normierung_Klassifizierung
Ringvorlesung
eine Kooperation von Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser und dem Institut für Europäische Studien und Geschichtswissenschaften an der TU Chemnitz im Rahmen der Ausstellung

Menschen_Messen
des Kolonialismus

Stephan Schurig M.Sc., TU Chemnitz

Auf zweierlei Ebenen wird Menschen_Messen im Kolonialismus diskutiert: Menschen-Messen als solche und das Menschen Messen selbst.

Menschen-Messen
. Die Messe ist ein zentraler Ort des ökonomischen, sozialen und kulturellen Zusammenlebens. Bis ins 18. Jh. hinein weithin als Jahrmarkt bekannt, stellten Menschen sich oder Andere einem Publikum zur Schau. Neben Artistik, Magie, Musik und Theater gehörte auch die Zurschaustellung von Personen, die von den körperlichen Normen abwichen oder von der Mehrheitsgesellschaft als ‘fremd’ wahrgenommen wurden, zum Programm. In den sogenannten Völkerschauen wurden häufig Menschen aus nicht-europäischen Gesellschaften vorgeführt. Dies ermöglichte der lokalen Bevölkerung, ihre eigene vermeintliche ‘Zivilisiertheit’ im Vergleich zu dem ‘Primitiven’ der ‘Anderen’ zu bestätigen.

Europäischer Kolonialismus, Kolonialrassismus und die Rassifizierung in den Wissenschaften sind eng miteinander verknüpft. Um die angeblichen rassischen Unterschiede sogenannter ‘Menschenrassen’ zu belegen, entwickelten die physische Anthropologie und angrenzende Disziplinen fragwürdige Messmethoden und Theorien. Diese sollten die vermeintlich naturgegebene hierarchische Überlegenheit weißer Menschen (‘Kulturvölker’) über die außereuropäischen ‘Naturvölker’ beweisen. Anthropologische und ethnologische Sammlungen, stellten die menschlichen Überreste, schwarzer Menschen, als anatomisch-pathologische Präparate aus.

In einem historischen Fallbeispiel aus Chemnitz werden wir das Phänomen des Menschen Messens genauer untersuchen und anschließend die Implikationen für Gegenwart und Zukunft diskutieren.

Stephan Schurig ist seit Oktober 2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Humangeographie mit Schwerpunkt Migrationsforschung am Institut für Europäische Studien und Geschichtswissenschaften der TU Chemnitz (seit März 2024 in Elternzeit). Zuvor hatte er eine Projektstelle im ESF-Projekt „Örtliches Teilhabemanagement“ mit Schwerpunkten Mobilität und Tourismus im Landkreis Harz inne. Das Studium der Wirtschafts- und Sozialgeographie, Ethnologie und Soziologie an der  Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  wurde mit 2016 mit einem Master in Geographie abgeschlossen. Das Thema der Masterarbeit: Geschlechterkonstruktionen in der Geographie – Eine Diskursanalyse deutschsprachiger wissenschaftlicher Fachlehrbücher zwischen 1990 und 2015.

Forschungsschwerpunkte: Soziale Ungleichheit und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Post-/Kolonialismus, Entwicklungsdiskurse und Rassismus, Identität, Othering und Diversity, Raumbezogene Sozial- und Kulturwissenschaften, Stadtforschung

Promotionsprojekt: Chemnitz postkolonial – Fragmente nicht erzählter Geschichte(n).

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